UND DAVOR
1999 -2006
Im Mittelpunkt der Arbeit des Kölner Künstlers Peer Boehm steht die Bedeutung von Religion bzw. Glauben im Alltag sowie deren tradierte Erscheinungsformen.
In diesem Rahmen entstand die Serie der Flügelaltäre, mit denen boehm die klassische Form des Flügelaltars wie sie in der christlichen Kunst bis in die Neuzeit gebräuchlich ist zwar zitiert,
jedoch dahingehend modifiziert, dass bei geöffnetem Altarbild die Form eines gestauchten Kreuzes entsteht.
Darüber hinaus sind, anders als bei klassischen Flügelaltären, sowohl die Mitteltafel als auch die Flügel mit Textilen bespannt und mit banalen Fundstücken des Alltags oder sakralen Gegenständen
kombiniert. Die daraus resultierenden Kontraste und für den Betrachter auftretenden Paradoxien hinterfragen die traditionellen religiösen Darstellungsmuster und verweisen in letzter Instanz auf
die Autonomie des Betrachters, sich ein eigenes Bild machen zu müssen.
Somit sind die Arbeiten von boehm weder als religiöse Kunst im eigentlichen Sinne noch als hohle Kritik an der Institution Kirche zu verstehen, sondern vielmehr als offene Frage nach der
Bedeutung von Religion für den Einzelnen und dem alltäglichen Automatismus der Rezeption ihrer bildhaften Darstellung.
(Jürgen Bahr)
du sollst dir kein bildniss machen.
neues testament auf nessel.
120 x 240 cm.
1999.
„du sollst dir kein bild von mir machen“
„In `du sollst dir kein bild von mir machen´, dem Hauptwerk seiner neuesten Phase, verbindet peer boehm die private Tradition seiner Materialcollagen mit einem formalen Zitat aus der
Kunstgeschichte und der traditionellen Emblematik des Bibeltextes: Die Form des Triptychons evoziert das traditionelle Bild eines Flügelaltars; realisiert ist er aber als böhmsches Materialbild,
als Collage aus Bibelseiten, die traditionell, etwa bei Lutherbildern oder –statuen, für >das Wort< stehen. So wird im einleuchtenden Paradox das Bilderverbot selbst zum Bild, zum Bild
eines Gottes, der sich seit der Uroffenbarung gegenüber Moses im brennenden Dornbusch nur im an die Menschen ergehenden Wort zeigt.“
(Prof.Dr. Volker Neuhaus in: Gemeindebief Ev.Kirchengemeinde Sürth/Weiss Nr.72)
Juden und Christen.
Acryl und Draht auf Sackleinen und Nessel.
95 x 110 cm.
1999.
Die Sehnsucht nach dem Schlüsselerlebnis.
Textilien auf Keilrahmen.
60 x 120 cm.
2001.
Das Jüngste Gericht
Acryl und Bibelseiten auf Nessel.
150x 210 cm.
2001.
Magen David.
Geschirrtücher auf Nessel.
123 x 123 cm.
2002.